Regen in der Wüste

Bergtour
Karwendel
2200 Hm
Breitgrieskarspitze
2590 m
Kleine Seekarspitze
2613 m
Große Seekarspitze
2677 m

Dieses Jahr unternehme ich meine Geburtstagstour mit Julian. Leider erweist sich das Wetter als zu unsicher, um den eigentlich geplanten Höhepunkt unserer Runde tatsächlich zu verwirklichen. So beschränkt sich die Unternehmung dem Gefühl nach auf einen langen Zu- und Abstieg, obwohl sie durchaus auch als eigenständige Tour gelten könnte. Spaß macht es natürlich trotzdem, Training ist es allemal und außerdem lerne ich endlich einmal das ausgesprochen schöne Neunerkar kennen.

Julian kommt wieder um sieben zu mir. Heute haben wir Räder dabei. Vom letzten Parkplatz vor der Grenze starten wir ins Karwendeltal. Den Startpunkt für den Aufstieg ins Neunerkar verpassen wir zunächst. Das erlaubt es uns, die Räder ein bisschen weiter in Richtung Marxenkar zu parken, was später unseren Rückmarsch verkürzt.

Mit GPS-Handy und digitaler Karte ist der Weg ins Neunerkar leicht zu finden. Es wird mir heute deutlich bewusst, dass mich das eines guten Teils des Erlebnisses beraubt. Bei meinem letzten Besuch der Großen Seekarspitze im Jahr 2014 habe ich noch per Papierkarte durch den Latschendschungel des Marxenkars navigiert. Die Suche nach Begehungsspuren, Steinmännern und dem logischsten Weg hat mir immer viel Freude bereitet. Ich werde versuchen, in Zukunft wieder öfter auf die elektronische Hilfe zu verzichten. Allerdings fühlt sich eine ausgedehnte Wegsuche mit zahlreichen Extrahöhenmetern wahrscheinlich einfach unsinnig an, wenn man weiß, dass man nur kurz auf's Handy schauen müsste.

Das eigentliche Neunerkar ist anfangs noch gut zu begehen. Nach einer etwas mühsameren Querung ist der Untergrund wieder fest genug, um leichtes Steigen zu erlauben. Oben könnte man nach links zur Breitgrieskarscharte aussteigen. Da wir aber zunächst noch zur Breitgrieskarspitze wollen, beschließen wir, das Kar für weitere 250 Höhenmeter senkrecht hoch bis zum Ende auszugehen. Das erweist sich als ausgesprochen mühsam und kostet einige Zeit.

Die Breitgrieskarspitze ist unspektakulär, hat mir in meiner Sammlung aber noch gefehlt. Die gewaltige Wüstenei zwischen Ödkarspitzen und Riedlkarspitze gefällt mir eigentlich nicht besonders. Da die Wettervorhersage ungünstig ist, verbringen wir nicht viel Zeit am Gipfel.

Auf dem Weg zur Kleinen Seekarspitze werfen wir einen Blick in die Biwakschachtel. So schlecht ist sie gar nicht. Von angeblichem Schimmel bemerken wir nichts. Die Kleine Seekarspitze überschreiten wir und steigen direkt weiter zur Großen Seekarspitze.

Jetzt soll eigentlich die Begehung des Grats bis zur Marxenkarspitze folgen. Wir konsultieren diverse Wetter-Apps, die allesamt der Meinung sind, dass ein Gewitter unmittelbar bevorstehe. Nach dem Augenschein kann das nicht ganz stimmen, auch wenn das Gewölke nach Südwesten hin etwas dunkler und bedrohlicher erscheint. Trotzdem beschließen wir, dass ein Gewitter am Grat keine wünschenswerte Option ist und verzichten daher.

Im Marxenkar erlauben wir uns einen Verhauer entlang einer abrupt an einem Steinmann endenden Wegspur, die so auch in der Karte eingezeichnet ist. Im unteren Teil beginnt es zu regnen. Nach dem Erreichen des Karwendeltals schüttet es schließlich in einer Weise, der meine alte Regenjacke nicht mehr standhält. Entsprechend kalt wird die Abfahrt auf den Rädern. Die Gratbegehung wäre sich zeitlich wahrscheinlich noch ausgegangen, doch dann wäre ein langer und nasser Abstieg gefolgt.

Einige der Fotos stammen von Julian. Danke!

Parkplatz an der B2 - 950 m - 08:51 Uhr
Radlparkplatz - 1310 m - 10:00 Uhr
Breitgrieskarspitze - 2590 m - 13:10 Uhr
Abmarsch - 13:23 Uhr
Kleine Seekarspitze - 2613 m - 14:17 Uhr
Große Seekarspitze - 2677 m - 14:42 Uhr
Radlparkplatz - 1310 m - 17:43 Uhr
Parkplatz an der B2 - 950 m - 18:18 Uhr

Insgesamt gute 2200 Höhenmeter.