Großer Latscher
Endlich mal wieder ein langer Tag im Karwendel und endlich mal wieder in die Pfeis. Den Roßkopf habe ich dort noch als mögliches Ziel auf der Liste, aber meine immer mehr zunehmende Ängstlichkeit (oder ist es Verantwortungsbewusstsein?) streut wieder einmal Zweifel. So entscheide ich mich recht kurzentschlossen für den Großen Lafatscher.
Daheim frühstücke ich noch mit Nina und Ava und verlasse das Haus erst kurz vor halb neun, als sie zur Krippe aufbrechen. Baustellenbedingt verläuft die Fahrt auch an diesem Wochentag nicht ganz staufrei, aber es geht doch ganz gut.
Um 10:25 Uhr starte ich vom letzten Parkplatz vor der Grenze. Die Frequentierung durch Motorradfahrer erweist sich als weniger schlimm als befürchtet. Vielleicht sogar noch knapp die Hälfte der Radler bewegt sich aus eigener Kraft fort. Die meisten der wie Leberwürste angezogenen E-Sportler schaffen es ohnehin nur bis maximal zur Möslalm, bevor das Gesäß schmerzt. Ich wundere mich auch über die tief im Gleirschtal vor dem Kreidenegg geparkten Autos und rätsele, welche Berechtigung jemand mit Kennzeichen ERZ oder M hierfür wohl haben kann. Bei insgesamt eher gemütlicher Fahrt brauche ich 01:41 Stunden bis zum Parkplatz.
Ich steige entlang des Bachs zur Pfeishütte auf. Den Abschnitt bis zum Stempeljoch kenne ich schon vom Besuch auf den Stempeljochspitzen, dann folgt Neuland. Zunächst geht es sehr steil und etwas unangenehm sandig und schottrig 200 Höhenmeter hinab, bevor der Wilde-Band-Steig mehr oder weniger waagerecht bis zum Einstieg am Südrücken des Großen Lafatschers verläuft. An einem der beiden dabei überquerten Bäche fülle ich auf Hin- und Rückweg meine Flasche nach.
Der Einstieg ist ziemlich offensichtlich und lässt sich durch den in einer Hikr-Beschreibung gegebenen Hinweis »Höhle« leicht verifizieren. Schnell tauche ich zwischen zwei Salven der durch Gämsen herabgeschickten Steine durch. Am breiten Rücken lassen sich zwischen dem Schotter meist ausreichend feste Gras- oder Plattenpassagen finden, so dass der Aufstieg relativ mühelos vonstatten geht.
Die Aussicht nach Norden ist prachtvoll, nach Süden stört mich das Inntal. Am besten gefällt mir das Karwendel, wenn man gar keine Siedlungen sieht. Das gibt es bei uns sonst höchstens noch auf einigen Gipfeln der Ammergauer. Wieder einmal staune ich bei der Lektüre des Gipfelbuchs, wieviele Leute hier wie selbstverständlich die verschiedenen Bruchgrate entlangspazieren.
Nina möchte heute Abend ausgehen, weshalb ich rechtzeitig heimzukommen versprochen habe. Daher mache ich mich nach nicht allzu langer Pause an den Rückweg. Beim Abstieg erwische ich den Weg aber weiter weniger gut als beim Aufstieg. Oben bin ich zu weit links, unten mehrmals zu weit rechts, was mehrere nervige und zeitaufwändige Querungen erfordert. So brauche ich bis zurück zum Wilde-Bande-Steig fast genauso lang wie hinauf. Dafür bin ich bis hinauf zum Stempeljoch ebenfalls schneller als beim Hinweg und auch bis zum Rad geht es recht flott. Die Abfahrt dauert wieder länger als erwartet, zumal ich kurz vor der Amtssäge falsch zu einer Wildfütterung abbiege, was mir hier noch nie passiert ist. Durch günstige Verkehrsverhältnisse schaffe ich es, um 20:35 Uhr daheim zu sein und übernehme sofort das weitere Zu-Bett-bringen der Tochter. Leider kommt Nina trotzdem etwas zu spät zu ihrer Veranstaltung und erhält coronabedingt keinen Einlass mehr.
Parkplatz an der B2 - 950 m - 10:25 Uhr
Radlparkplatz - 1580 m - 12:06 Uhr
Stempeljoch - 2215 m - 13:21 Uhr
Großer Lafatscher - 2696 m - 15:20 Uhr
Abmarsch - 15:50 Uhr
Stempeljoch - 2215 m - 17:20 Uhr
Radlparkplatz - 1580 m - 18:00 Uhr
Parkplatz an der B2 - 950 m - 19:02 Uhr
Etwa 800 Höhenmeter mit dem Rad und 1550 Höhenmeter zu Fuß. Gesamtstrecke etwa 57 Kilometer.