Überschreitung der Zugspitze über Höllental und Reintal
Überschreitung der Zugspitze durch Höllental und Reintal. Ein sehr langer Marsch. Lohnt sich kaum.
Ich stehe um 04:30 Uhr auf, radle zum Bahnhof und nehme den Zug, der wegen Bauarbeiten schon um 06:00 Uhr fährt. Zwischen Weilheim und Murnau verkehrt ein Bus, danach geht es wieder per Zug weiter. Von Garmisch fahre ich mit der Zahnradbahn weiter bis Hammersbach.
Der Weg durch das Höllental ist mir ja nun schon gut bekannt und ich bin sehr schnell unterwegs. Ich fühle mich in prächtiger Form. Am Höllentalanger staune ich wieder, wie schön es hier ist.
Am Einstieg zum ersten Klettersteig rasten ein paar Leute. Ich ziehe schnell das Set an und starte dann noch vor allen anderen, so dass ich schnell und unbehindert durchkomme. Einhängen tue ich mich nur an Leiter und Brett, aber wie immer ist es bereits ein gutes und sicheres Gefühl, das Gerödel anzuhaben.
Der Schreck kommt mit dem ersten Blick auf den Gletscher. Eine fast durchgehende Menschenkette zieht sich zum Einstieg des zweiten Klettersteigs empor. Dort hat sich eine größere Traube gebildet. Ich ziehe meine Steigeisen und versuche, noch am Gletscher möglichst viele Rheinländer zu überholen. Auch am Einstieg trete ich so auf, dass mir alle den Vortritt gewähren. Es hilft nur nichts. Bereits an den ersten Stiften hänge ich hinter überforderten Anfängern fest. So geht es weiter bis oben. Zwar kann ich manchmal überholen, doch hinter der nächsten Kurve kriechen bereits die nächsten ausgepumpten Touristen am Seil entlang. Es ist ein Trauerspiel. Oben überhole ich wieder im Hauruckverfahren auf einer Seitenspur eine ganze Kette, was meinen Puls kurzzeitig in ungute Höhen treibt. Schwer entnervt komme ich am Gipfel an.
Am Gipfel mache ich nur das notwendige Foto und gehe dann sofort weiter. Auf der Terrasse der Betonhölle packe ich den Rucksack neu, dann suche ich den Weg hinunter zum Platt. Dieser Abstieg ist wohl das furchtbarste Stück Steig, das ich je begangen habe. Über Rohre, Kabel und Zementflecken geht es unangenehm sandig und geröllig steil bergab, den vom Sonnalpin herauf lärmen Baumaschinen entgegen. Dazu tauchen Nebelschwaden die ohnehin trostlose Szenerie in ein noch stumpferes Grau.
Ein Stück weiter bemerkt mein Körper, dass ich bisher noch gar nicht gerastet und gegessen habe. Ich bin plötzlich ziemlich kaputt. Ich rechne mit noch etwa fünf Stunden Marschzeit und frage mich, wozu ich mir das antue. Es ist aber nur die Hässlichkeit des Zugspitzplatts, die mir aufs Gemüt schlägt, und nach einer zwanzigminütigen Rast geht es schon wieder besser.
Bald ist die Knorrhütte erreicht. Sie liegt genau an der Grenze der Wolken und die Landschaft wird auch wieder zunehmend grüner. Anstrengend und steil geht es weiter hinab bis zur Angerhütte. Von dort sind es noch knapp drei Stunden Fleißarbeit. Gegen Ende spute ich mich wieder zunehmend, um den Zug um 20:04 Uhr noch zu erwischen, was auch klappt. Den Teil ab der Bockhütte schaffe ich dabei sogar noch eine Viertelstunde schneller als beim letzten Mal.
Fahrtkosten etwa 40 Euro.
Hammersbach - 758 m - 08:28 Uhr
Eingang Höllentalklamm - 1047 m - 09:08 Uhr
Höllentalangerhütte - 1387 m - 09:52 Uhr
Einstieg erster Klettersteig - 1600 m - 10:25 Uhr
Übergang auf Gletscher - 2240 m - 12:00 Uhr
Zweiter Klettersteig - 2460 m - 12:35 Uhr
Zugspitze - 2962 m - 14:08 Uhr
Abmarsch - 14:27 Uhr
Sonnalpin - 2576 m - 14:55 Uhr
Knorrhütte - 2051 m - 16:01 Uhr
Reintalangerhütte - 1369 m - 17:00 Uhr
Bockhütte - 1052 m - 18:08 Uhr
Eingang Partnachklamm - 19:11 Uhr
Bahnhof Garmisch-Partenkirchen - 708 m - 19:53 Uhr
Etwa 33 Kilometer und 2300 Höhenmeter. Gehzeit etwa 5,5 Stunden im Aufstieg und 5 Stunden im Abstieg.