Isaraufwärts
Noch nicht besuchte und ohne allzu schlimme Gruselei erreichbare Gipfelziele im Karwendel gehen mir allmählich aus. Am Halleranger war ich aber noch nie. Meine nächste Annährung war ein Besuch des Lafatscher Jochs von Süden vor etlichen Jahren am Vortag der Bettelwurfüberschreitung. Damals war ich zu schlapp, um noch zur Speckkarspitze aufzusteigen. Da wird es also Zeit, einmal den weiten Weg von Scharnitz anzupacken.
Ich starte um kurz nach 09:00 Uhr bei im Schatten schon sehr frischer Temperatur vom Parkplatz auf der deutschen Seite der Grenze. Bis zur Kastenalm geht es weitgehend flach dahin (eine Stunde), dann wird es richtig steil. Bei mir geht da heute nicht viel und ich schiebe einen Gutteil der Strecke. Elektroradfahrer überholen mich einhändig und ins Gespräch vertieft, müssen dafür aber mit meiner Geringschätzung leben.
Dann zeigt sich die Lafatscher-Riesenverschneidung in aller Pracht. Wahnsinn! Leider hat es dieses Jahr wieder nicht geklappt. Leo schuldet mir diese Tour aber und wird aus dieser Pflicht nicht entlassen.
An der Hallerangeralm bin ich froh, das Rad endlich zurücklassen zu können.
Der Weiterweg ist zwar in der Karte eingezeichnet, tatsächlich aber nicht zu entdecken. Ich wähle den Graben mit der Quellfassung der Hallerangeralm, was mich ohne größere Schwierigkeiten ins freie Gelände unter dem Rosslochkamm führt. Auch dort folge ich so lange meinem Gefühl, bis ich auf einem ansteigenden Rücken schließlich auf Steinmänner treffe. Der Anstieg bis zur Grathöhe ist weitgehend problemlos. Bis zum Gipfel muss dem Grat noch unerwartet weit gefolgt werden. Zwar bin ich heute ziemlich unsicher, aber auch dieses Gelände ist wohl nie schwieriger als I und besteht aus für Karwendelverhältnisse meist relativ robustem Fels.
Der Ausblick ist wieder einmal traumhaft.
Auch beim Abstieg verliere ich die Wegspuren im Schrofengelände. Ich wähle diesmal eine Variante entlang eines anderen Grabens direkter nach Süden, was eher etwas mühsamer ist als beim Aufstieg. So komme ich schließlich oberhalb der Hallerangeralm am Forstweg Richtung Überschalljoch heraus.
Wieder im Sattel mache ich noch einen kurzen Umweg und Gegenanstieg über das Hallerangerhaus, dann geht es zurück nach Scharnitz, nur dadurch gebremst, dass mehrmals die dreckverkrustete Kette herausspringt.
Etwa 1780 Höhenmeter und 50 Kilometer.