Schee is do herom

Klettertour
Bayerische Voralpen
1100 Hm
Wendelstein
1838 m

Begehung der Routenvarianten »Schee is« und »do herom« mit Günter. Eine schöne Tour, die mehr Begehungen verdient.

Nach erneut kurzer Nacht treffe ich Günter um acht Uhr an der Rosenheimer Straße und wir fahren trotz hohen Verkehrsaufkommens in sehr kurzer Zeit zum Start in Bad Feilnbach. Ein Studium der Karte offenbart den erfreulichen Umstand, dass man mit dem Auto noch ein gutes Stück hinauf in Richtung Wendelstein fahren kann. Dieses Angebot nehmen wir gerne an, auch wenn sich die mitgebrachten Räder nun kaum noch lohnen.

Nach einer knappen halben Stunde Radelei und einer knappen Stunde Fußmarsch erreichen wir die Westwand. Aber wie zum Einstieg gelangen? Wir spekulieren, dass der Steig uns noch näher heranführt und steigen zunächst weiter in Richtung Westsattel auf. Mehrmals unternehmen wir erfolglose Erkundungsvorstöße ins Latschendickicht. Schließlich geben wir am Sattel auf und kehren zurück zum untersten Ende der Westwand, wo der Steig direkt an die Mauer stößt. Von dort kraxeln wir über Schrofen und steilen Schutt mühsam an der Wand entlang zum Einstieg. Von oben sehen wir später, dass es auf etwa halber Höhe des Wanderwegs tatsächlich eine Stelle gibt, an der man ohne Latschenkampf zum Fels durchdringen und dann auf gleicher Höhe bequem zum Wandfuß queren kann. Diese Stelle ist vom Wanderweg allerdings nicht erkennbar.

1. SL, 30 m, 6+, Günter: Aller Kaltstart ist schwer, aber diese Seillänge ist doch machbar. Die schwierigste Stelle im oberen Teil lässt sich rechtshaltend ein wenig umgehen.

2. SL, 25 m, 7+/8- bzw. 6 A0, Daniel: Ich habe die Hoffung und Erwartung, diese Seillänge gut zu schaffen, womöglich onsight. Aber jetzt läuft es gar nicht. Ich bin platt vom Vortag und auch noch nicht aufgewärmt und auf schwere Kletterei eingestellt. Schnell bin ich genervt und hangele mich A0 über die Schlüsselstelle, was durch eine entsprechende Hakenleiter schon so vorgesehen ist. Dabei ärgert mich, dass die Stelle durchaus machbar wirkt. Auch Günter, dem der gestrige Grillabend in den Knochen steckt, wählt eine A0-Lösung.

3. SL, 30 m, 6, Günter: Die meiner Meinung nach schönste Seillänge. Ein wenig piazzen, ein bissl in der Verschneidung stehen, so geht es ohne großen Krafteinsatz nach oben.

4. SL, 18 m, 6+, Daniel: Kurze und eher leichte Seillänge. Es ist sinnvoll, die Länge nicht am Abseilstand zu beenden, sondern erst am Beginn der nächsten Seillänge. Dort ist das Wandbuch deponiert. Diesem zufolge machen wir erst die zwölfte Begehung der Route. Der letzte Eintrag stammt lustigerweise von Martin und Sabrina, zwei Tk-Bekanntschaften. Sonst ist hier 2016 noch niemand geklettert.

5. SL, 30 m, 7, Günter: Die ersten Meter sind etwas brüchig, was ansonsten in dieser Route überhaupt nicht der Fall war. Oben folgt eine fotogene und plattige Rechtsquerung, die für Größere wohl etwas einfacher ist, da man an gute Griffe gelangt.

6. SL, 30 m, 5, Daniel: Rechtshaltend unschwierig zum letzten Stand.

In den letzten beiden Seillängen hat uns die Sonne erreicht und unseren ohnehin nicht allzu frischen Leibern weitere Energie entzogen. So verzichten wir auf die Varianten und steigen zum Gipfel auf. Der Anstieg verläuft zunächst über steile Schrofen, dann über flacheres Latschengelände. Hält man sich nahe der Kante, durchaus im Absturzgelände, ist der Latschenkampf erträglich. Günter findet es wenig amüsant, ich bin etwas abgehärteter. Wer keinen Wert auf den Gipfel legt, für den ist Abseilen wahrscheinlich die bessere Option. Dabei sollte der steile Grasvorbau wohl ebenfalls abgeseilt werden, was durch einen Ring am Einstieg ermöglicht wird.

Am Gipfel ist, wohl wegen der bereits fortgeschrittenen Stunde und baldigen letzten Talfahrt der Bahnen, überraschend wenig los. Nach einer Gipfelrast zwischen Mückenschwärmen und Aggro-Dohlen machen wir eine weitere kurze Sportgetränkerast am Wendelsteinhaus, bevor wir über den Sattel zurück auf die Westseite wechseln und über den Aufstiegsweg absteigen.

Wanderparkplatz Jenbachtal - 820 m - 09:30 Uhr
Raddepot - 1040 m - 09:55 Uhr
Einstieg in die erste Seillänge - ca. 1550 m - 12:30 Uhr
Wendelstein - 1808 m - 16:00 Uhr

Etwa 1100 Höhenmeter.