Gigalitzturm-Südostgrat
Bergtour mit Klettereinlage in schöner, hochalpiner Umgebung mit Benjamin.
Wegen eines geographischen Irrtums meinerseits fahren wir über die Garmischer Autobahn und behalten diese Entscheidung gegen alle Widerstände des Navis bei. Das Navi rächt sich im Zillertal und leitet uns über ein winziges Bergsträßchen um Schluchtstrecke und Harpfnerwandtunnel herum. So dauert die Anfahrt leider über drei Stunden.
Wir starten mit den Rädern direkt vom Naturparkhaus in Ginzling, anstatt noch mit dem Auto bis zum Parkplatz bei der Tristenbachalm hinaufzufahren. Das bringt uns zwar den Respekt eines Einheimischen ein, allerdings auch etwa 180 zusätzliche Höhenmeter. Nach etwa einer Stunde erreichen wir die Materialseilbahn der Greizer Hütte, wo wir die Räder zurücklassen. Andere Touristen lassen sich per Taxi hierher kutschieren und dürfen dann offenbar mit der Seilbahn auffahren.
Der Floitengrund ist ein schönes Tal. Dennoch zieht sich der Aufstieg zur Hütte. Die Rucksäcke sind schwer. All das Wasser mitzuschleppen, wäre nicht notwendig gewesen, denn vom Gletscher her rauscht überall Schmelzwasser herunter. Der Weg von der Hütte bis zur Lapenscharte ist ebenfalls weit, vergeht aber mit Blick auf das Ziel etwas schneller.
Der Einstieg der Route ist problemlos zu finden. Ich steige alle Seillängen vor. Der Gneis ist ein für mich ungewohntes Gestein, was mich an dieser Tour gereizt hat. Die Reibung ist phänomenal. Die Kletterschwierigkeiten sind noch weit im Komfortbereich. Auch Benjamin klettert im Nachstieg alles frei. Die Haken sind sehr ungleichmäßig verteilt. Keile und Friends haben wir nicht dabei, Köpfelschlingen lassen sich kaum unterbringen. Stürzen sollte man in den meisten Seillängen eher nicht.
1. SL, 50 m, 5-: »Plattig« bedeutet in dieser Route nicht, dass man wirklich auf Reibung antreten muss. Es finden sich überall Tritte und Griffe.
2. SL, 45 m, 3+: Die Wegfindung ist trotz nur eines Zwischenhakens nicht schwierig. Am Ende der Quarzader sehe ich den erwarteten Standplatz allerdings nicht und nutze ein Köpfel. Der richtige Stand ist eine Etage weiter oben.
3. SL, 40 m, 3-: Die schlecht sichtbaren Standhaken ohne Verbindung sind an einer Wand rechterhand angebracht.
4. SL, 35 m, 3+: Den wieder sehr schlecht sichtbaren Stand ohne Verbindung an einer Wand links finde ich ohne Brille zunächst nicht, obwohl eigentlich klar ist, dass er dort sein muss. Also setze ich die Brille halt auf und: siehe da!
5. SL, 42 m, 5-: Hier darf wirklich etwas geklettert werden, entlang plötzlich zahlreicher Haken. Die Schuppen klingen für meine Ohren alle furchtbar hohl und ich stütze und stemme mich sehr zart nach oben. Benjamin zieht im Nachstieg allerdings unbekümmert an jedem Griff. Offenbar hält das alles.
6. SL, 30 m, 4: Ein Standplatz, bei dem man nicht recht weiss, wo man sich hinstellen soll.
7. SL, 40 m, 4+: Ich finde am Gipfel zunächst kein geeignetes Köpfel und verwende schließlich eine großen, liegenden Hinkelstein kurz oberhalb des Abseilstands.
Nach einer kurzen Rast seilen wir ein paar Meter ab zu einer Scharte. Der folgende Grat ist leichter als erwartet. Der einfachste Weg ergibt sich ziemlich offensichtlich und weicht im mittleren Teil etwas in die linke Flanke aus.
Der Abstieg auf dem Normalweg ist anfangs steil, aber ebenfalls einfacher als erwartet. Der obere Teil bis zur Hütte zieht sich. Der untere Teil bis zu den Rädern zieht sich noch mehr. Wenigstens die Abfahrt mit den Rädern geht schnell. Im letzten Licht erreichen wir das Auto.
Parkplatz Ginzling - 980 m - 10:26 Uhr
Materialseilbahn - 1600 m - 11:30 Uhr
Greizer Hütte - 2227 m - 12:45 Uhr
Lapenscharte - 2701 m - 13:50 Uhr
Start in die erste Seillänge - ca. 2750 m - 14:20 Uhr
Gigalitzturm - 2978 m - 17:10 Uhr
Gigalitz - 3001 m - 18:05 Uhr
Materialseilbahn - 1600 m - 20:15 Uhr
Parkplatz Ginzling - 980 m - 20:40 Uhr
Insgesamt etwa 2100 Höhenmeter.