Via Classica

Klettertour
Kaisergebirge
1200 Hm
Fleischbank
2187 m

Schon wieder eine schöne Kaiserkraxelei mit Leo. Diesmal eine einfachere Route, die wir beide problemlos rotpunkt klettern können. Die ach-so-schöne Via Classica, die Leo schon zweimal gegangen ist.

Ich sammle Leo um 06:00 Uhr auf. Wir fahren die Nordroute über den Walchsee, was gut geht. Leo hat seinen Helm vergessen, dann muss es halt ohne gehen.

Der Zustieg ist vergleichsweise kurz und einfach. Wir überholen zahlreiche Wanderer. Im Wildanger erkennen wir, was eh klar war: Da sind schon einige Seilschaften vor uns unterwegs.

Und so können wir bereits das Anlegen der Eisenwaren am Einstieg gemütlich angehen lassen, um die Vormänner etwas Abstand gewinnen zu lassen. Ab jetzt werden wir an jedem Stand auf sie auflaufen und warten müssen. An der ersten Grasterrasse geht länger als eine Stunde überhaupt nichts mehr, weil weiter vorne jemand weint. Insgesamt verbringen wir bis zum Ausstieg sicher mehr als drei Stunden mit Warten. Und zwar stets hübsch schattig, denn die Wand ist nach Norden ausgerichtet.

Die zwischen den Pausen stattfindende Kletterei ist teilweise ganz nett, insgesamt aber nicht berauschend. Vieles ist leichtes Treppensteigen und Gerampfe in engen Kaminen. Einige Längen sind aber auch ganz schön.

1. SL, 45 m, 3+, Leo: Angenehm leichter Einstieg für müde und kalte Finger.

2. SL, 50 m, 3-, Daniel: Eigentlich nur eine lange Querung nach rechts. Als ich links einen Haken der kreuzenden Koitus Interruptus sehe, biege ich aber natürlich gleich mal ab und klinke den. Ein Stück weiter klärt mich Leo von unten über meinen Irrtum auf. Dann klettere ich das halt wieder ab.

3. SL, 38 m, 4-, Leo: Rechts in der Schlucht unter einem Klemmblock durch und dann einen Kamin hochrampfen.

4. SL, 45 m, 5-, Daniel: Ganz schöne Länge. Ich muss zwischendrin warten, bis der Nachsteiger der Seilschaft vor uns sich hochgeschrabbt hat.

5. SL, 45 m, 3+, Leo: Leichte Länge, die mit einer Querung in einem Blumenbeet endet. Man soll wohl unterhalb bleiben.

6. SL, 50 m, 4, Daniel: Rampf rampf durch eine enge Schlucht, dann Treppe.

7. SL, 35 m, 5-, Leo: Sehr leichte Verschneidung.

8. SL, 40 m, Gehgelände, Daniel: Zur Vermeidung von Seilchaos gehen wir an der ersten Grasterrasse einzeln nacheinander von einem Stand zum nächsten.

9. SL, 25 m, 5-, Leo: Kurze Seillänge zum Eingang der Schlucht.

10. SL, 35 m, 5-, Daniel: Erster Teil der Schlucht. Anschließend wieder sehr ausgiebige Warterei in unbequemer Hängeposition.

11. SL, 50 m, 5, Leo: Die schwierigste Seillänge mit ganz unterhaltsamen Stellen.

12. SL, 40 m, 4+, Daniel: Eine kurze Wandstelle mit Riss, die man einfach machen muss. Griffe kommen schon wieder. An der zweiten Grasterrasse komme ich etwas zu weit rechts heruas und finde den eigentlichen Stand nicht, weshalb ich an einem Köpfel Stand mache.

13. SL, 50 m, Gehgelände, Leo: Wir gehen an der zweiten Grasterrasse wieder einzeln nacheinander von einem Stand zum nächsten.

14. SL, 25 m, 4-, Daniel: Nur ein Zwischenhaken, da kann ich mich gleich mal auf den Nordgrat einstellen.

15. SL, 35 m, 4-, Leo: Zwei Haken und eine gefädelte Sanduhr, reinstes Plaisirklettern.

Vom Ausstieg sind es noch etwa 200 Höhenmeter bis zum Gipfel. Auf dem Weg zum Nordgrat verlieren wir die Steinmänner eine Weile aus den Augen und verlaufen uns ein wenig, erreichen den Grat aber, ohne in schwierigeres Gelände als II zu geraten. Kurz vor dem Gipfel warten zwei Stellen, die im Alpenvereinsführer mit III bewertet sind: ein durchaus exponierter Spreizschritt und eine Platte mit Griffen, die nicht ganz die üblichen Luxushenkel sind. In der mittlerweile wieder eingeholten Seilschaft vor uns reicht der Vorsteiger dem Nachsteiger für den Spreizschritt das Seil. Das können wir natürlich schon deshalb nicht so machen, weil Leo mich fotografieren muss.

Am Gipfel halten wir uns nur ganz kurz auf, damit wir gemeinsam mit der Seilschaft vor uns abseilen können. Bereits wenige Meter unter dem Gipfel beginnt eine erste Abseilpiste (4 mal 20 m) durch die Schöllhornrinne. An der zweiten Abseilpiste schließen wir uns noch mit der vorvorhergehenden Seilschaft zusammen und seilen dadurch in wirklich sehr kurzer Zeit zum Ellmauer Tor ab (ca. 5 mal 20 m).

Zwei von der Hinteren Goinger Halt kommende junge Wandererinnen sind so nett, uns wegen des Gerödels an unseren Gurten zu bewundern. Bescheiden untertreibend schildern wir die heute überstandenen Anstrengungen und Gefahren. Dann steigen wir über den inzwischen durchgängig versicherten Eggersteig ab.

Griesener Alm - 1024 m - 07:47 Uhr
Einstieg in die Via Classica - ca. 1500 m - ca. 09:05 Uhr
Ausstieg - ca. 1950 m - 16:05 Uhr
Fleischbank - 2187 m - 17:14 Uhr
Griesener Alm - 1024 m - 20:06 Uhr

Fotos teilweise von Leonhard.

Etwa 1200 Höhenmeter.