Blue Moon
Kletterei mit Leo bei brütender Hitze, die in der Wand aber gar nicht mehr so schlimm ist. Wir brauchen wieder ewig, obwohl ich diesmal keinen Seilsalat zubereite. Dafür wird heute ausgiebig im Seil gesessen und geflucht. Die Tour ist nicht leicht.
Ich sammle Leo bereits um sechs Uhr auf. Die Fahrt läuft glatt, allerdings mache ich in einen unabsichtlichen Ausflug nach Kufstein hinein. Den Zustieg gehen wir diesmal wirklich etwas langsamer an. Bei mir läuft es anfangs nicht ganz rund, was aber besser wird.
Dem Einstieg nähern wir uns auf dem kompliziertest möglichen Weg. Zunächst steigen wir im Schneekar zu weit hoch und queren dann abwärts zum Schneefeld unter dem Einstieg, wobei Stellen L3 (Latschen 3) zu überwinden sind. Dann steigen wir im Schutt am rechten Rand des Schneefelds auf, um uns im Bergschrund zum vermuteten Einstieg zu drücken. Die Kletterei dort ist uns dann aber doch zu heikel, so dass wir auf das Schneefeld ausweichen, um den Einstieg von oben zu erreichen. Nach einer Querung in traditioneller Steinpickeltechnik erkennen wir, dass der Anfang der Tour bequem zugänglich links des Schneefelds liegt.
Bei der Nummerierung und Aufteilung der Seillängen folgen wir dem Topo von Bergsteigen.com. Das Topo von Markus Stadler weicht davon ab.
1. SL, 50 m, 3+, Daniel: Die Schwierigkeiten kann man schaffen. Gut zum Warmwerden. Ich klettere nach dem letzten Haken einen Stand links an, anstatt des wohl eigentlich vorgesehenen Stands etwas weiter rechts oben.
2. SL, 35 m, 4, Leo: Start von meinem Stand weg deutlich schwerer als 1, sonst keine herausragenden Schwierigkeiten.
3. SL, 40 m, 6+, Daniel: Die Anfangsplatte, angeblich 6+, ist noch leicht. Die folgenden ungewohnten Wasserrillen kosten mich dafür Blut, Schweiß und eine Prise A0. Man kann die Füße, und auch mal ein halbes Bein, eigentlich ganz gut in der breiten Rille verklemmen. Allerdings steht man dabei trotz der guten Absicherung immer wieder ein paar Meter über dem letzten Haken. Die Vorstellung, die rauhe Platte auf meinen nackten Knien runterzurutschen, macht mich etwas unsicher.
Die anschließende einfache Querung (30 m) gehen wir einzeln und gesichert von Stand zu Stand.
4. SL, 45 m, 5-, Leo: Der Weg bis zum ersten Haken ist weit. Leo plaziert seinen Friend Nr. 2 recht früh und hätte ihn ein Stück weiter gerne nochmal. Ein kleinerer Friend und eine wenig Vertrauen erweckende Köpfelschlinge müssen genügen. Leo findet die Länge insgesamt schwierig und spärlich gesichert, wovon ich im Nachstieg nicht viel mitbekomme.
5. SL, 40 m, 6+, Daniel: In der unteren Hälfte der Verschneidung, die eigentlich eher eine lange Piaz-Schuppe ist, fließt ein wahrer Bach hinab. Da heißt es, umso mehr auf Druck zu treten. Ich raste mehrmals an den Haken, A0 würde hier meiner Meinung nach aber gar nichts bringen. Die Länge kostet mich insgesamt sehr viel Kraft.
Wieder gehen wir 20 m einzeln gesichert von Stand zu Stand, wieder geht Leo vor. Am nachfolgenden Stand ein noch sehr großer Schneekeil, der die Quelle des Bachs in der vorhergehenden Länge ist.
6. SL, 50 m, 5, Leo: Ich merke im Nachstieg, dass ich ganz schön platt bin. Ansonsten habe ich keine Erinnerung an diese Länge.
7. SL, 45 m, 6, Daniel: In der Mitte ein steiler Aufschwung mit mittelguten Griffen (Leo findet einen Henkel, den ich wohl übersehen habe). Mit frischeren Armen würde ich mich da sicher ohne Probleme hochziehen, jetzt fühle ich mich unsicher und klettere wieder zum letzten Haken ab, um zu rasten. Dann lege ich auf halbem Weg einen guten großen Keil für die Nerven und mache es einfach.
Die anschließenden 20 m 1er-Gelände ohne Haken gehen wir wieder einzeln und gesichert von Stand zu Stand, Leo vor. Meiner Meinung nach sind die Schwierigkeiten eher 3 als 1.
8. SL, 6+, 30 m, Leo: Überraschend einfache Seillänge. Die Stelle zwischen erstem und zweitem Haken sieht schwieriger aus, als sie ist. Nach dem Ende der anfänglichen Schwierigkeiten sehr weite Hakenabstände.
9. SL, 5+, 35 m, Daniel: Sehr schöne Seillänge ohne unüberwindbare Schwierigkeiten.
10. SL, 2, 25 m, Leo: Querung zum Wandbuch.
11. SL, 4+, 30 m, Daniel: Sehr weit, allerdings auch einfach, bis zum ersten Haken. An einer Stelle des Risses stelle ich mich etwas an. Oben lege ich zur Übung noch mal einen guten Keil. Ich gehe zu einem Stand, der eher 45 m vom Wandbuch entfernt ist.
Dann haben wir es geschafft.
Parkplatz Jägerwirt - 900 m - 07:46 Uhr
Wegscheid Hochalm - 1212 m - 08:21 Uhr
Wasserfall - 08:58 Uhr
Am Einstieg - 09:30 Uhr
Einstieg in erste Seillänge - 10:05 Uhr
Kopfkraxe - 2178 m - 18:51 Uhr
Parkplatz Jägerwirt - 900 m - 20:44 Uhr
Fotos teilweise von Leonhard.
Etwa 1280 Höhenmeter.