Kaiserliche Kraxelei
Eine schöne kurze Tour mit kaiserüblich wenigen Höhenmetern.
Als ich morgens um 07:40 Uhr in München losfahre, hat es erfrischende 2,5 °C. Direkt an der südlichen Stadtgrenze beginnt eine hohe Wolkenschicht. Ich bin müde und fühle mich kränklich und bin nahe dran, umzukehren und mich wieder ins Bett zu legen. Die Fahrt geht trotz zahlreicher Baustellen relativ zügig und im Inntal zeigt sich, dass der Himmel rund um den Kaiser wolkenlos ist.
Der erste Teil des Weges entspricht dem zur Ackerlspitze. Ich lasse es eher gemütlich angehen und erreiche die damals mit Benni erzielten Etappenzeiten bei weitem nicht. An den Wegen wird fleißig gewerkelt und den ganzen Tag knattern Hubschrauber herum.
Nach der Flachschneid nehme ich an der Kreuzung Regalmwand / Kleines Törl wegen eines sehr missverständlich befestigten Schilds die falsche Abzweigung und gelange so zum Kleinen Törl. Dort erkenne ich meinen Irrtum, der insgesamt eine knappe halbe Stunde kostet. In den AV-Karte sind weder die Regalmwand noch der dorthin führende Weg klar erkennbar. Wenigstens habe ich so Gelegenheit, eine Dreierseilschaft in der ersten Länge einer Kletterroute an der Törlwand zu beobachten (wohl die Alte Südwand, 3+).
Zurück an der Kreuzung nehme ich die richtige Abzweigung und trage für die Kraxelei zum Gipfel den Helm. Der Fels ist, von der Querung der ersten Rinne abgesehen, fast überall sehr fest. Stellen I wechseln mit Gehgelände ab. Kurz vor dem Gipfel wartet eine Stelle II, die sich allerdings auf ein oder zwei Züge an perfekten festen Griffen beschränkt, bevor man seitlich herausqueren kann. Auch diese Stelle ist nicht sehr ausgesetzt. Die größte Unannehmlichkeit ist das an schattigen Stellen eiskalte Gestein.
Der kreuzlose Gipfel ist eigentlich nur ein Vorgipfel der Regalmspitze. Es wartet bereits eine Frau, die sich aber bald an den Abstieg macht. Dabei scheucht sie zwei gewaltige Gamsherden mit insgesamt sicher mehr als fünfzig Tieren auf, die in einer endlosen Karawane kurz unterhalb meines Gipfels über den Kamm ziehen. Die Jungtiere sind noch erstaunlich klein.
Während des Abkletterns kommen mir drei weitere Aufsteigende entgegen. So selten wird auch dieser unprominente Gipfel nicht besucht. Die Karlspitzen sahen hingegen vom Gipfel verwaist aus, was allerdings angesichts des allgemeinen Trubels kaum möglich scheint.
Der weitere Abstieg verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Am Hochfeld lege ich mich eine Weile in die Sonne, bis die zahlreichen Fliegen zu sehr nerven. Wer weiß, wie viele warme Tage das Jahr noch bringen wird.
Parkplatz Wochenbrunner Alm - 1085 m - 09:25 Uhr
Gaudeamushütte - 1267 m - 09:46 Uhr
Baumgartneralm - 1482 m - 10:13 Uhr
Wildererkanzel - 1642 m - 10:39 Uhr
Hochfeld - 1674 m - 10:44 Uhr (mit Benni auf dem Weg zur Ackerlspitze: 1 Stunde)
Flachschneid - 2050 m - 11:30 Uhr
Kleines Törl - 2096 m - 11:44 Uhr
Kreuzung Regalmwand / Kleines Törl - 2054 m - 11:59 Uhr
Regalmwand - 2208 m - 12:25 Uhr
Abmarsch - 12:53 Uhr
Flachschneid - 2050 m - 13:27 Uhr
Hochfeld - 1674 m - 14:00 Uhr
Abmarsch - 14:45 Uhr
Parkplatz Wochenbrunner Alm - 1085 m - 15:32 Uhr
Mit Verhauer etwa 1200 Höhenmeter.