Habicht im Nebel

Der zweite Tag meines Höhenmeterwochenendes geht auf dem Normalweg über die Innsbrucker Hütte auf den Habicht. Eine insgesamt nur mittelmäßige Tour.

Ich stehe um 06:15 Uhr im Haus Elke in Gschnitz auf, esse das bereitgestellte Frühstück und fahre um kurz nach sieben los. Es war sich stark verbesserndes Wetter und ein perfekter Bergtag vorhergesagt. Zunächst ist es aber bedeckt und während des Aufstiegs steigen überall Wolken auf und ab und ziehen wild herum. Die höheren Berge verschwinden in einer dichten Wolkensuppe.

Fast direkt ab dem Parkplatz zieht sich der Weg in engen Serpentinen gleichmäßig steil bis etwa 2000 m den Hang hoch. Ich zwinge mich, relativ langsam und sehr gleichmäßig zu beginnen. Wie auch beim Joggen wirkt das Wunder und so steigt es sich den ganzen Tag sehr leicht.

Der Rucksack ist relativ schwer. Ich habe drei Liter Wasser dabei, obwohl mir klar ist, dass ich die Flasche auch an der Innsbrucker Hütte auffüllen könnte. Außerdem habe ich nun doch die Steigeisen dabei, obwohl ich das angesichts des wenigen Schnees am Vortag auf dem Reckner eigentlich nicht für nötig halte. Der Ehemann im Haus Elke hatte allerdings gefragt, ob ich welche dabei habe und da habe ich beschlossen, sie sicherheitshalber mitzunehmen. Die Stöcke sind auch wieder dabei. Ich brauche diese Gegenstände dann aber allesamt nicht.

Schnell ist die Schulter erreicht und gleich ist auch schon die Innsbrucker Hütte zu sehen. Falls sie mal zu sehen ist, denn immer wieder ziehen nebelige Wolken vorbei. Oberhalb der Innsbrucker Hütte verschwindet alles im grauen Dunst. Ich erkundige mich sicherheitshalber, ob der Weg einigermaßen gut markiert ist. Sie sagt jaja, kein Problem, und es seien auch schon massig Leute unterwegs.

Tatsächlich kommen mir bald etliche Absteiger entgegen, die den Gipfel wahrscheinlich von der Hütte besucht haben. Es handelt sich meistenteils um Expertenbergsteiger, die in bunter Modenschau die neueste und beste Bergsportbekleidung präsentieren und einem an schwierigen Stellen wertvolle Tipps zurufen. Ich werde von einem sehr schnellen Paar überholt, das auch vom Tal kommt. Die Beiden sind erkennbar topfit und sehr geübt. Als sie jedoch eine große, von oben kommende Gruppe passieren, rutscht der aufsteigende Bursche irgendwie ein klein wenig aus. Die genauen Umstände erkenne ich nicht. Jedenfalls erntet er eine minutenlange mehrstimmige Litanei, dass man so ja auch keinen Berg besteige, dieser spezielle Berg wohl eindeutig ein paar Nummern zu groß sei und solche Amateure sowieso lieber im Tal bleiben sollten. Das Paar geht aber einfach weiter.

Der Weg macht Spaß und besteht aus leichtesten Klettereien (I) an meist gutem Gestein und ein paar Schneefeldquerungen. Leider sind immer nur die nächsten paar Meter sichtbar. Als mal kurz doch keine Leute in der Nähe sind, nutze ich die Gelegenheit, mich schnell zu verlaufen. Allerdings erkenne ich meinen Fehler schnell und steige die Extrahöhenmeter zu den wieder sichtbaren Leuten ab.

Am Gipfel angekommen, fehlen das versprochene Kreuz und die versprochene Aussicht. Lediglich in Richtung Innsbruck ist ab und zu was zu erkennen. Es ist trotzdem ganz nett, das Paar und noch eine Dreiergruppe junger Burschen sind da. Ich rauche zwei Zigaretten, esse fleißig und bleibe recht lang.

Der Abstieg macht viel Freude und ich klettere vieles einfach zum Spaß ab. Ich trinke an der Innsbrucker Hütte ein Bier. Es reisst zunehmend auf und wird endlich der angekündigte Traumtag. Am Habicht allerdings hängt weiter eine Wolke. Ich überlege kurz, die Kalkwand (2564 m) noch mitzunehmen, lasse es dann aber, um lieber früher heimzufahren. Ebenso entscheide ich bezüglich der Abstiegsvariante nach Downtown Gschnitz.

Der Abstieg zum Parkplatz nervt etwas, geht aber schnell. Ich fahre über Garmisch heim, was ganz gut geht, trotz Ferienende.

Parkplatz am Alpengasthaus Feuerstein in Gschnitz - 1281 m - 07:20 Uhr
Innsbrucker Hütte - 2369 m - 09:34 Uhr
Abmarsch - 09:49 Uhr
Habicht - 3277 m - 11:56 Uhr
Abmarsch - 12:42 Uhr
Innsbrucker Hütte - 14:11 Uhr
Abmarsch - 14:50 Uhr
Parkplatz - 16:05 Uhr

Etwa 2000 Höhenmeter. Gehzeit im Aufstieg etwa 4:15 h, im Abstieg 2:45 h.