Abstieg in den Sommer
Dritter Tag meiner Tour in den Pfunderer Bergen. Eigentlich wollte ich heute den Weißzint machen. Allerdings habe ich am Vorabend Zweifel bekommen, ob dieser Berg mit meinem Vorsatz, keine unbekannten Abenteuer mehr ganz alleine anzugehen, harmoniert. Ich vermute zwar, dass der Weg harmlos ist, habe aber keine genaue Vorstellung. Der Bruder des Wirts hat geraten, nicht dem in der Karte eingezeichneten Weg zu folgen, sondern über einen ausgesetzten Grat zu gehen. Auch diese Idee begeistert mich nicht. Vor dem Einschlafen entscheide ich, es zu lassen.
Morgens um 05:30 Uhr stehe ich in der Edelrauthütte auf, packe, und steige um 06:30 Uhr ab. Unterwegs raste ich und studiere die Karte. Etwas später glaube ich, ich habe die Karte vergessen und renne ein gutes Stück wieder hoch. Den Rucksack lasse ich dabei zurück. Die Karte finde ich nicht. Also schnell wieder zum Rucksack. Da
ist sie ja. Um 09:00 Uhr bin ich am Auto in Pfunders.
Ich fahre nach Terenten, unterwegs kurz am Supermarkt vorbei, obwohl ich gar nichts brauche, einfach, um die kurze Rückkehr in die Zivilisation zu nutzen. Ich rufe Alex O. an und lasse mir die Nummer der Tiefenrasthütte schicken. Dort mache ich eine Reservierung.
Ich parke das Auto auf etwa 1500 m (wohl St. Josef). Um 10:30 Uhr starte ich los über Weg 22 in Richtung Eidechsspitz. Unten ist es zunächst sauheiß, vielleicht 35°C. Um 11:15 Uhr bin ich an der Englalm (1826 m). Später raste ich nochmal ausgiebig und checke dabei meine E-Mails. Dabei erfahre ich, dass die Klausurenergebnisse (schriftliche deutsche Prüfung) eingetroffen sind. Das macht mich neugierig auf daheim.
Um 13:30 Uhr bin ich am Gipfel und ganz schön kaputt. Lange habe ich mich nicht mehr auf den letzten Metern so auf den Gipfel gefreut und lange bin ich nicht mehr so enttäuscht worden. Der Gipfel ist platt und hässlich und voller Müll und noch mehr Fliegen.
Trotzdem harre ich bis 14:00 Uhr aus. Dann steige ich ab zur Tiefenrasthütte, die viel Luxus bietet. Es sind etliche Leute vom Vorabend auf der Edelrauthütte anwesend. Sie sind über den Pfunderer Höhenweg gekommen und staunen, wo ich unterwegs neuen Tabak herbekommen habe. Wir baden im See, der gar nicht so furchtbar kalt ist. Überhaupt ist es schön, wieviel sommerlicher es hier im Vergleich zur Edelrauthütte ist.
Abends saufe ich mit einem schwulen deutschen Höhenwegsgeherpärchen und zwei von ihnen unterwegs aufgesammelten Meraner Höhenwegsgeherinnen und komme erst um 22:00 Uhr ins Bett, was im Vergleich zu den letzten Tagen spät ist. Ich habe ein Stockbettenlager als Privatzimmer.
Edelrauthütte - 2545 m - 06:30 Uhr
Pfunders - 1500 m - 09:00 Uhr
St. Josef - 1500 m - 10:30 Uhr
Englalm - 1826 m - 11:15 Uhr
Eidechsspitze - 2738 m - 13:30 Uhr
Abmarsch 14:00 Uhr
Tiefenrasthütte - 2312 m - 15:00 Uhr
Insgesamt etwa 1300 Höhenmeter hoch und 1500 runter.