Kalte Finger

Klettertour
Bayerische Voralpen
800 Hm
Roßsteinnadel
1620 m

Wanderung mit kurzer Klettereinlage mit Benjamin.

Als wir am Parkplatz des üblichen Aufstiegswegs über die Sonnbergalm ankommen, informiert uns ein Schild, dass der Forstbetrieb Schliersee heute für eine Jagdgesellschaft eine Drückjagd abzuhalten gedenke. Der Pöbel habe sich daher fernzuhalten. Drang zum Ungehorsam brodelt auf. Ihm nachzugeben, hindert uns allerdings die Vorstellung, von einem besoffenen CSU-Honoratior mit einem Hirschen verwechselt zu werden. Stattdessen fahren wir brav zum nächsten Parkplatz und wählen den längeren Anstieg über Schliffbachtal und Röhrmoosalm. Zackig legen wir ihn zurück und versuchen dabei, die auf den Forstautobahnen des Forstbetriebs Schliersee vorbeibretternden Versorgungs-SUVs nicht zu behindern.

Oberhalb des Forstes weht ein eisiger Wind. Von der versprochenen Sonne keine Spur. Zum Aufwärmen haben wir uns die Südwand der Roßsteinnadel vorgenommen. Völlig durchgefroren steige ich in die erste Seillänge (6+/7-) ein. Die ersten Züge sind nicht leicht. Meine Füße sind zwei schmerzende Eisklötze in zu engen Schuhen, meine Finger bald steif und taub wie Ötzis Todeskrallen. Zweimal muss ich mich ins Seil setzen, um die Hände aufzuwärmen. Bennis Nachstieg läuft nicht besser.

Entsprechend ausgekühlt starte ich in die zweite Seillänge (6+), die ich trotzdem mit Not irgendwie onsight hochkomme. Die Kletterei wäre bei besseren Bedingungen sicher gar nicht schlecht. Ich hole Benjamin an einem Haken kurz unterhalb des Gipfels nach und sichere ihn dann auch noch die letzten paar Meter hoch zum Kreuz. Direkt am Gipfel gibt es seltsamerweise keinen Fixpunkt außer dem nicht besonders robust wirkenden Kreuz.

Wir seilen an der Nordseite der Nadel ab und beschließen, dass weitere Kletterei heute nicht mehr lohnend ist. Für den Abstieg wählen wir den mittlerweile freigegebenen direkten Weg, was dann natürlich noch einen kurzen Marsch entlang der Bundesstraße erfordert.

Etwa 800 Höhenmeter.