Fahrradlkante

Klettertour
Wetterstein
1000 Hm
Oberreintalturm
2027 m

Eigentlich eine nette Tour in traumhaftem Ambiente.

Ich habe aus Neugier einmal eine Tour aus dem Bergführerprogramm der Sektion München gebucht. Die Zwölferkante. Es sind zwei Teilnehmer vorgesehen, der andere sagt nach einer wetterbedingten Terminverschiebung aber ab. So habe ich den Bergführer für mich allein.

Als wir uns morgens in Garmisch treffen, hängen Wolken am Waxensteinkamm. Bernd, der Bergführer, will die Zwölferkante daher nicht gehen und schlägt die Radlkante als Ersatz vor. Ist mir auch recht. Wir dürfen mit dem Auto bis zum Ende der Forststraße fahren und steigen recht flott bis zur Oberreintalhütte und weiter zum Einstieg auf.

Der Bergführer steigt die erste Seillänge vor, dann lässt er überraschenderweise mich ran. Tatsächlich bereitet mir die Kletterei vom Schwierigkeitsgrad her keine Probleme. Ich fühle mich so sicher, dass ich am ersten Zwischenhaken, einem AV-Ring, offenbar eine Exe einhänge, ohne mich irgendwo festzuhalten. Als ich die Seile einhängen will, verliere ich das Gleichgewicht und kippe rückwärts.

Schlecht. Das Gelände ist dafür denkbar ungeeignet. Nach einigen harten Stufen endet mein Absturz, denn eines der Seile ist hinter einem Köpfel hängengeblieben. Ich sammle mich und beruhige den Bergführer. Meine linke Schulter tut weh. Rechts blute ich an der Hüfte. Der linke Riemen des Rucksacks ist gerissen. Hier und da habe ich ein paar weitere Schürfwunden. Ansonsten scheint die Sache glimpflich ausgegangen zu sein. Bernd kann mich wegen der Seilreibung nicht über das Köpfel ablassen und fragt, ob ich die Seillänge nicht einfach fertig klettern kann. Damit habe ich jetzt zwar nicht gerechnet, aber okay.

So klettern wir die Tour ganz normal in Wechselführung zu Ende. Ich versteige mich bei praktisch jeder Gelegenheit. Bernd rät, ich solle einfach dem offensichtlichen und leichtesten Weg folgen, aber für mich sieht alles gleich aus. Nervenaufreibende Sucherei, Auf- und Abklettern, die Kommunikation immer schwwierig. Die Schlüsselstelle stellt dagegen kein Problem dar. Schnell ist der entscheidende Henkel gefunden.

Den Gipfel kann ich kaum genießen. Ich habe ziemliche Schmerzen und mache mir schlimme Vorwürfe. Ich bin einfach zu dumm und leichtsinnig für Bergsport und werde bald umkommen, wenn ich das jetzt nicht endlich einsehe. Wieviele Warnungen brauche ich denn noch?

Bernd führt mich am kurzen Seil zur Abseilpiste, was mir in meinem angeschlagenen Zustand sehr recht ist. Am Rückweg versucht er, mich aufzumuntern und für weitere Touren mit ihm zu begeistern. Solche Stürze gehörten beim Bergsport einfach dazu und es sei ja nichts passiert. Mich überzeugt das nicht. Zu kurz ist die seit meinem letzten Unfall vergangene Zeit. Zu ungeeignet war das Gelände hier für einen Sportklettersturz. Zu unnötig war der Sturz an dieser Stelle.

Danach habe ich mehrere Wochen Schmerzen in Schulter und Rücken. Als Karin mir schließlich einen MRT- und Röntgen-Termin in Murnau vermittelt, zeigt sich, dass offenbar das Schulterblatt gebrochen war. Inzwischen ist es aber verheilt.

Im Jahr 2017 wiederhole ich die Tour mit Benjamin. Dieses Mal ist das Erlebnis durchweg positiv.