Kleiner Berg in großer Kulisse
Kurze Skitour mit Karin. In der Hoffnung auf niedrigere Temperaturen und besseren Schnee in den Hochlagen wählen diese Tour mit Start im Skigebiet.
Als ich um sechs Uhr aufstehe, schneeregnet es aus allen Rohren. Da braucht es Optimismus. Das Auto ist mit nasser Pampe bedeckt. Ich fahre um kurz nach sieben los, um acht Uhr treffen wir uns in Oberau.
Dort reißt es bereits auf und nach kurzer Zeit ist der Himmel blau. Das wird allerdings nicht lange anhalten. Etwas später zieht zunächst eine hohe Wolkenschicht auf, die für diffuses Licht sorgt. Kurz vor Erreichen des Gipfels ziehen Wolkenfetzen auch auf unserer Höhe durch.
Mit der Tourenkarte für 19 Euro fahren wir per Alpspitzbahn zum Osterfelderkopf. Von dort geht es in langer Abfahrt auf schöner Piste zur Talstation des Bernadeinlifts. Den Abzweig Richtung Steuben sehen wir zunächst nicht und verstehen auch die Angaben des Liftwärters falsch, so dass wir unnötig weit wieder aufsteigen. Auch kurze Zeit später nehmen wir zunächst nicht den richtigen rechten Abzweig nach oben ins freie Gelände, sondern folgen noch ein Stück dem flachen Weg Richtung Bockhütte. Entgegenkommende Schneeschuhwanderer klären uns auf.
In großer Kulisse geht es nun aufwärts. Der Bernadeinkopf zeigt sich erst spät. Zunächst halten wir die Alpspitze für unser Ziel, erkennen unseren deutlich bescheideneren Gipfel dann aber doch noch rechtzeitig.
Vor dem letzten Gipfelanstieg von vielleicht fünfzig Metern kehren zwei Vorausgehende um, angeblich wegen des heraufziehenden Nebels, tatsächlich aber wohl wegen der schlechten Form des einen der beiden. Wir gehen weiter, aber der nun geweckte Gedanke an eine möglicherweise schwierige Abfahrt ohne Sicht macht mich bereits etwas unlocker. Noch ist die Sicht allerdings gut.
Die letzten Meter verlaufen auf einem steilen Grashang mit Südausrichtung. Hier ist der Schnee völlig durchweicht und wirkt nicht stabil. Wir brechen durch bis zum Grund. Obwohl es nur ein sehr kurzes Stück ist und unten kein Absturzgelände lauert, wird uns unwohl und ich leite uns schnell zum felsigen Grat mit Drahtseil rechts des Gipfels.
Hier sind wir sicher und zum Kreuz wären es nur noch ein paar einfache Schritte entlang des felsigen Grats. Das kurze heikle Stück kann man nach meiner Einschätzung einfach senkrecht ohne Schwünge und Gefahr abfahren. Trotzdem möchten wir alle Beklommenheit so schnell wie möglich hinter uns bringen und so gehe ich aus emotionalen statt rationalen Gründen nicht mehr die zwanzig Schritte zum Gipfelkreuz. Diesen psychologischen Effekt habe ich schon einige Male erlebt und bin unschlüssig, ob es besser ist, ihm nachzugeben, oder ihn zu überwinden.
Wir wechseln also in etwas wackliger Position schnell die Kleidung, ziehen die Felle ab und fahren wie erwartet problemlos ein Stück ab. Dann halten wir noch einmal an und brotzeiten. Die Schneeverhältnisse der weiteren Tourenabfahrt sind wenig lohnend. Von irgendwo hinter dem Steubensee hören wir einen imposant klingenden Lawinenabgang, der in mehreren Schüben verläuft.
Zurück im Schigebiet fahren wir mit dem Bernadeinlift nach oben und beginnen dann die lange Abfahrt bis ins Tal. Diese verläuft im oberen Teil meist flach auf Ziehwegen querend. Der Schnee ist gut. Als Finale brettern wir die Kandaharabfahrt in leider nicht offiziell registrierter Weltrekordzeit ins Tal. Pistenfahren kann manchmal auch geil sein.
Osterfelderkopf - 09:00 Uhr
Bernadeinkopf - 2144 m - 11:10 Uhr
Talstation Alspitzbahn - 12:15 Uhr
Etwa 650 Höhenmeter.