Jubiläumsgrat

Bergtour
Wetterstein
700 Hm
Mittlere Höllentalspitze
2743 m

Begehung des Jubiläumsgrats von West nach Ost mit Antonia bei sehr gutem Wetter. Eine ziemliche Qual für Antonia.

Wir haben auf dem Münchner Haus auf der Zugspitze übernachtet und stehen um kurz vor sechs auf. Wir frühstücken noch und so wird es sieben, bis wir aufbrechen. Es stehen noch etwa zwei Dutzend andere Jubiläumsgratbegeher bereit und es herrscht eine ungewöhnlich ernste Atmosphäre. Die meisten sind etwas nervös. Bei uns geht es. Wir starten gemeinsam mit einigen anderen Leuten.

An der ersten schwierigen Rinne hangeln wir uns an einem Seil hinab, an dem andere eben abgeseilt haben. An dieser Bewährungsstelle so geschummelt zu haben, gibt uns allerdings ein ungutes Gefühl. Nun wissen wir nicht, ob wir den kommenden Anforderungen ohne Seilhilfe gewachsen sein werden.

Dann fallen wir schnell gegen die Wegbegleiter zurück. Antonia ist von Anfang an ziemlich schlapp. Wieder will sie kein Gepäck abgeben. Sie klettert alles sicher und stetig, ist aber sehr langsam. Ich gehe immer ein Stück vor und warte dann wieder. Langsamer zu gehen fällt mir sehr schwer.

Der Gratweg ist für uns gut machbar. An die Ausgesetztheit gewöhne ich mich schnell. Antonia hat damit sowieso keine Probleme. Zwischenzeitlich bin ich etwa eine halbe Stunde lang etwas nervös, überwinde das dann aber wieder. Wirklich ausgesetzte schmale Gratstücke sind selten und es gibt glücklicherweise kaum Gendarmen oder Köpfel, die überklettert werden müssen. Oft quert man seitlich an kleinen Zacken entlang. Die Auf- und Abkletterstellen sind meist sehr einfach. Man findet immer feste gute Griffe. Geeignete Tritte sind auch immer vorhanden, manchmal aber recht klein. Allzu speckig ist auch nichts.

Wir tragen die Klettersteigausrüstung bereits seit der Hütte. Man kann sie aber nur sehr selten einsetzen und auch dort ist es nicht immer notwendig.

Ich versuche Antonia zur Eile anzutreiben, zwinge sie, ein Knoppers zu essen, nehme mir irgendwann mit Gewalt eine ihrer Wasserflaschen, behaupte, sie sei kindisch, aber es hilft nichts. Sie ist total kaputt und schreibt das dem Aufstieg am Vortag zu. Sehr tapfer klettert sie trotzdem ohne Pause und ohne Murren immer weiter und ist dabei absolut sicher. Es geht nur unglaublich langsam.

Ich hatte eigentlich im Sinn, über die Alpspitze und die Alpspitzferrata zum Höllentor zu gehen und dann über den Rinderweg und die Knappenhäuser zur Höllentalklamm abzusteigen. Jetzt locke ich Antonia mit der Aussicht, nach der Alpitze vom Osterfelderkopf mit der Seilbahn abzufahren.

Als wir endlich an der Grieskarscharte sind, ist es allerdings bereits halb vier. Die Seilbahn ist heute bis 17:30 Uhr in Betrieb und ich bezweifle, dass wir das schaffen. Nach dem Wolkenbild ist außerdem Regen nicht völlig ausgeschlossen und so ist es besser, endlich aus dem ausgesetzten Gelände herauszukommen. Daher beschließen wir, durch das Matheisenkar zur Höllentalangerhütte abzusteigen.

Der Abstieg ist zunächst noch ein Klettersteig, der aber viel einfacher als das Vorangegangene ist und keine Sicherung erfordert. Nachdem wir das Matheisenkar erreicht haben und nur mehr ein einfacher Steig die letzten 500 Höhenmeter zur Hollentalangerhütte herunterführt, laufe ich mit Antonias Einverständnis vor. Antonia kommt schon nach einer halben Stunde nach. Nach zwei Apfelschorlen gehen wir weiter und erreichen schließlich glücklich und wohlbehalten das Auto.

Zugspitze - 2962 m - 07:00 Uhr
Mittlere Höllentalspitze - 2743 m - 11:32 Uhr
Grieskarscharte - 2463 m - 15:15 Uhr
Matheisenkar - 1900 m - 16:45 Uhr
Höllentalangerhütte - 1381 m - 18:00 Uhr
Abmarsch - 19:00 Uhr
Parkplatz Hammersbach - 780 m - 20:34 Uhr

Etwa 700 Höhenmeter im Aufstieg und knapp 3000 Höhenmeter im Abstieg.