Überschreitung der Ehrwalder Sonnenspitze
Schöne einfache Kletterei und mittelmäßiger sonstiger Weg bei enormer Hitze.
Ich stehe um sieben Uhr auf und gehe wegen meiner neuerlichen Ischiasprobleme noch zum Arzt. Dann fahre ich um etwa 09:15 Uhr im Sinne einer Bewegungstherapie los. Der Verkehr ist solala und nach Ehrwald zieht es sich dann doch. Schon daheim habe ich angenommen, dass sich der Seebener Klettersteig zeitlich nicht mehr ausgehen wird und habe das Klettersteigset daher gar nicht mitgenommen. Später zeigt sich, dass es wohl doch noch gegangen wäre.
Vom Parkplatz der Ehrwalder Almbahn starte ich zum Hohen Gang. Der Weg dorthin verläuft durch einen schütteren Wald und ist nichts Besonderes, erweist sich im Abstieg später aber als sehr angenehm.
Der Hohe Gang beginnt mit einer nervigen Schuttreisse, die man etwa 50 Meter hinauf muss. Dann folgt sehr leichte Kletterei (vielleicht I-), die teilweise mit Drahtseilen versehen ist. Ich trage den Helm, was aber nicht wirklich notwendig ist.
Am Ausgang des Hohen Gangs auf den letzten Metern vor dem Seebensee wartet eine Horde junger Kühe und Stiere. Nach den Erfahrungen an der Kaserwand nehme ich lieber einen Stein in die Hand. Sie sind aber friedlich.
Am Seebensee geht es zu wie in einem Kurort. Ich gehe schnell weiter und schlängele mich in einer internationalen Touristenschar den kurzen Anstieg zur Coburger Hütte hoch. Dort raste ich ein paar Minuten, rauche eine Zigarette und fülle meine zweite Flasche auf, so dass ich wieder drei Liter mit mir herumtrage.
Anschließend quere ich leicht absteigend etwa eine Viertelstunde in Richtung Biberwierer Scharte, bis deutlich markiert der Weg zur Sonnenspitze abzweigt. Dieser beginnt erneut mit einem etwa 100 Meter langen Schotterfeld, das direkt der Sonne ausgesetzt ist. Voller Vorfreude auf die Kletterei gehe ich es zu zügig an und verliere am oberen Ende auch noch kurz den richtigen Weg. Danach bin ich erstmal kaputt. Nach einigen Metern bietet sich ein Schattenplatz. Ich raste erneut kurz, fülle Kühlwasser nach und esse Knoppers.
Die anschließende leichte Kletterei (II) macht viel Freude. Der Fels ist sehr fest und voller guter Griffe. An vielen Stellen bieten sich so viele schöne Optionen, dass ich sie am liebsten mehrmals klettern würde. Es gibt ein paar ausgesetzte Stellen, meist aber geht es höchstens rückwärts abwärts.
Der gesamte südseitige und auch Teile des nordseitigen Anstiegs sind mit zahlreichen Ständen versehen, an denen zwei Bohrhaken mit einer Kette verbunden sind. Daran ist ein Haken mit Drahtschnapper angebracht, so dass ein durchlaufendes Seil eingehängt werden kann. Zusätzlich gibt es auch noch ältere riesige Bohrhaken, die für den gleichen Zweck geeignet sind. An der Coburger Hütte bieten sie die Sonnenspitze als geführte Tour an. Vermutlich sind die Sicherungen dafür gedacht.
Der Gipfel entpuppt sich als Doppelgipfel, die über einen kurzen Grat von etwa 20 Meter Länge verbunden sind. Auf dem ersten Gipfel, der mir höher erscheint, ist nur ein Steinmandl. Das Kreuz findet sich am zweiten Gipfel. Der Grat sieht auf den ersten Blick wild aus, stellt sich aber als recht einfach heraus. Auf der linken Seite geht es dabei doch deutlich abwärts. Der Ausblick vom Gipfel ist sehr erfreulich. Beim Aufstieg ist mir ein Paar entgegengekommen und nach einer halben Stunde am Gipfel kommt ein weiterer Begeher auf dem gleichen Weg nach.
Der Abstieg in Richtung Seebensee startet in unerwartete Richtung, ist aber deutlich markiert. Die ersten Meter sind recht steil und auch ein wenig brüchiger und schottriger als der südseitige Weg. Ich klettere ein paar Stellen rückwärts ab, was nicht schwierig ist. Sehr schnell geht der Weg in reines Gehgelände über, das mich zügig zum See bringt.
Ich habe mich schon die ganze Zeit auf das Wasser gefreut und sogar eine Badehose dabei. Es ist allerdings saukalt und inzwischen sind auch einige Wolken aufgekommen, so dass ich nur Sekundenbruchteile untertauche. Es ist mittlerweile weniger los. Ich lasse mich gebührend von zwei kleinen Kindern einer Wandererfamilie bewundern, die auf der Coburger Hütte übernachten werden. Die Sonne scheint wieder und ich lese auf einer Bank liegend mein schrottiges Buch.
Der Rückweg über den Hohen Gang geht schnell und verläuft unspektakulär. Am unteren Ende verpasse ich die Abzweigung zum Skilift und muss ein Stück am Fluss entlang zurücklatschen.
Parkplatz Ehrwalder Almbahn - ca. 1000 m - 11:05 Uhr
Seebensee - 1657 m - 12:19 Uhr
Coburger Hütte - 1920 m - 12:51 Uhr (520 Hm/h)
Abmarsch - 13:02 Uhr
Nebengipfel - 14:28 Uhr
Ehrwalder Sonnenspitze - 2417 m - 14:33 Uhr
Abmarsch - 15:05 Uhr
Seebensee - 1657 m - 16:00 Uhr
Abmarsch - 17:10 Uhr
Parkplatz Ehrwalder Almbahn - 18:00 Uhr
Etwa 1400 Höhenmeter.